Montag, 2. Juni 2014

Exploring the Cardamoms


Unser erster Eindruck von Cambodia ist zwar kein guter, aber wir waren darauf vorbereitet und deswegen ist unser erstes Gefuehl in Cambodia einfach zu beschreiben: Triumphal. 
Warum? Weil den Touristen an der Grenze gern zu viel Geld fuer das Visum berechnet wird und wir uns erfolgreich dagegen gewehrt haben. Hehe ;)


Das Visum kostet offiziell 20 US-Dollar, an der Grenze werden aber gern 25 oder gar 30 verlangt. Man kann dagegen ja kaum etwas tun, denn man kann ja weder vor, noch zurueck, wenn man nicht bezahlen will. Man ist also gezwungen, die korrupten Beamten zu bestechen. 
Als wir am Schalter ankommen, verlangt der Herr 25 Dollar pro Nase und wir erklaeren ihm, dass das zuviel ist und wir nur 20 bezahlen wollen. Daraufhin wird und das Fensterchen mit den Worten "Then wait 5 hours!" vor der Nase zugeknallt. Wir warten brav ein kleines bisschen und klopfen dann an, voraufhin sich das Fensterchen wieder oeffnet. Mit einem kleinen Zettel in der Hand sagen wir, dass wir gern 25 zahlen, wenn wir dafuer seinen Namen und seine Unterschrift bekommen, dass wir hier soviel fuer unser Visum bezahlt haben. Eine einfache Quittung also. Wir haben sie sogar schon vorgeschrieben und Platz fuer seine Daten gelassen. Das gefaellt ihm ueberhaupt nicht und nach einer Minute Streiterei bezahlen wir 20 Dollar und bekommen unsere Paesse mit Cambodia-Visum aus dem Fensterchen geschmettert. 
Wir freuen uns wie doof, nicht wegen den bloeden 5 Dollar, sondern einfach nur, weil wir uns dieses Mal nicht haben verarschen lassen, man lernt ja aus seinen Fehlern.

In Koh Kong direkt hinter der Grenze bleiben wir ein paar Tage. Von hier kann man super die Cardamom Mountains, ein riesiges, noch relativ unberuehrtes bewaldetes Gebirge, erkunden. 
Wir quartieren uns in Paddys Bamboo Guesthouse ein und fuehlen uns vom ersten Moment an super wohl.

Gleich abends ziehen wir los, um das Staedtchen kennen zu lernen... 


...und bekommen einen netten Eindruck von den Menschen, als wir aufgrund des heftigen Regenschauers bei Wildfremden unterstehen. Hier ist das ganz normal und uns werden, wie allen andern Schutzsuchenden, schnell Stuehle angeboten, auf denen wir warten koennen. 

Wir holen uns fuer den naechsten Tag einen Roller und erkunden die Gegend:
Am Strand finden wir viele Muscheln, kleine Seeigel und Treibholz.

Auf unserem Weg kommen wir an sumpfigen Mangrovenlandschaften vorbei ... 

...und fahren auf schoenen neuen Strassen...

... durch die wunderbar gruenen Huegel.



Der Weg zum Tatai-Wasserfall stellt sich unebener heraus, als erwartet...

... aber wir fahren soweit es geht, ...

... laufen von da an, trotz der enormen Hitze ...

... und werden belohnt: 
    der Wasserfall fuehrt mehr Wasser als gedacht ...

... und er ist einer der groessten, den wir in letzter Zeit gesehen haben.

Vom Weg zum Wasserfall angestachelt und durch den Motocross-Aushang im Guesthouse ermutigt, beschliessen wir, uns ein gelaendegaengigeres Zweirad zu leihen. Im Internet finden wir ausserdem heraus, dass es von hier eine kleine Strasse Richtung Norden durch die Cardamoms geben muss. 

Am naechsten Morgen duesen wir also los...

... und fahren stundenlang auf nagelneuen Strassen durch den Urwald. 
Wir finden heraus, dass die Chinesen hier Staudaemme bauen und es sogar einen relativ gut ausgebauten "Highway" bis nach Pursat hoch geben muss. Davon hatten wir gestern in der Karte unserer Navigations-App noch nichts gesehen. Der einzige durchgehende Weg nach Norden war dort unser kleines Offroad-Wegchen.

Beim naechsten Stopp holen wir das Tablet raus und studieren die Karte. Existiert der kleine Pfad etwa gar nicht mehr? 
Doch. Wir haben ihn nur verpasst. Weil die komplette restliche Strasse geteert und neu war, haben wir die "Abzweigung" auf den Trampelpfad wohl uebersehen.
Die neue Strasse, auf der wir gerade ueber 30km in die Berge gefahren sind, existiert auf unserer Karte gar nicht, unser GPS-Punkt schwebt im gruenen Nirgendwo.
Also drehen wir um und machen uns erneut auf die Suche...

... und werden fuendig!

Wie ein riesiger Abenteuerspielplatz windet sich der Weg in die Berge...

... und ueberrascht alle paar hundert Meter mit neuen Herausforderungen.








Aber auch fuer die weniger fanatischen Offroader gibts was zu entdecken:
Zum Beispiel kleine paradiesische Bachlaeufe...

... an denen sich dutzende knallbunte Schmetterlinge ihres Daseins erfreuen. 

Insgesamt legen wir 18km auf der Piste zurueck, ...

 ... bevor wir an dem grossen Fluss, der parallel dazu verlaeuft und in den alle unsere durchquerten Baeche muenden, eine Pause einlegen ...

... und uns danach auf den Rueckweg machen.

Zum Abendessen goennen wir uns eine Riesenportion Fried Noodles ...

... in einem sympathischen Restaurant am Strand. 

Aber weil wir den Weg erst so spaet gefunden haben, also zeitbedingt nicht sehr weit hineinfahren konnten und die insgesamt fast 100km Laenge irgendwie verlockend wirken, sitzen wir am naechsten Morgen um halb 8 schon wieder auf unserem Mopped und duesen los.

 Dieses Mal fahren wir weiter hinein ...

... und entdecken noch mehr schoene Plaetzchen.

Heute entspannen wir uns und achten ein bisschen weniger auf den Weg an sich und mehr auf die wilde gruene Natur um uns herum ...

... und frischen dabei unsere verstaubten biologischen Kenntnisse ein wenig auf: dichotome Verzweigung wie aus dem Lehrbuch :)

Aber auch unsere "Strasse", hat diesen Namen kaum verdient und macht meist eher den Eindruck eines geographisch interessanten Forschungsgebiets ...

 ... bei naeherem Hinsehen entdeckt man auch ...

... die ein oder andere fluvial gepraegte Struktur ;)

Auf insgesamt 33km haben wir jetzt 16 Baeche durchquert ...

 ... und an einigen Ueberbleibsel von ehemaligen Bruecken gesehen. 
     Vielleicht war auch hier mal eine groessere, breitere Strasse geplant ...

... auch wenn man sich das an manchen Stellen nur schwer vorstellen kann. 

Unsere Entdeckungstour endet frueher als gedacht, denn nach ungefaehr 33km kommen wir kaum noch voran ...

... der Weg ist mehr und mehr zugewuchert und wo man hinschaut sieht man nur noch gruen, gruen, gruen -  ob vorne ...

... zur Seite ...

... oder nach oben ...

Auf dem Rueckweg fahren wir zuegiger und machen ungefaehr auf halber Strecke am selben Badeplatz Rast, wo wir gestern umgekehrt haben.

Zwei Kilometer weiter ist unser Hinterreifen platt.

Bis wir wieder eine geteerte Strasse unter den Raedern haben, haben wir grob ueberschlagen also noch 16km und 9 Baeche vor uns. Ganz zu schweigen von den vielen netten geologisch interessanten Auf- und Abstiegen. Und dann sinds nochmal 20km nach Koh Kong...
Aber wir sind guten Mutes, denn es ist erst 13 Uhr und wir koennen ja zumindest auf flachen einfachen Strecken langsam fahren.
An schwierigeren oder steilen Passagen faehrt Jonas allein oder wir schieben und heben die Maschiene irgendwie ueber die Hindernisse. 

So schaffen wir immerhin 7km bis wir von einer Gruppe uniformierter Maenner ueberholt werden. Sie erkundigen sich, ob bei uns alles klar ist und wir sagen ja und wollen sie weiterschicken, wir sind ja schon weit gekommen und sie sind uns ausserdem nicht ganz geheuer mit ihren Waffen im Anschlag. Einem der Herren koennen wir aber nichts vormachen, er fraegt wehement immer wieder nach und wir geben schliesslich auf und zeigen ihnen unser Hinterrad. 
Kurzerhand wird Lisa auf einen der Roller verfrachtet und Jonas faehrt langsam und halb stehend, halb auf dem Tank sitzend, um moeglichst viel Gewicht vom Hinterrad zu nehmen, hinterher. Die gesamte Gruppe faehrt schoen langsam, damit Jonas nicht allein zurueck bleibt. Unterwegs sammeln wir noch einen Jungen ein, der im Schatten eines Baumes wartet, bis ihn jemand mitnimmt und dann gehts in einer Kolonne bis nach Koh Kong zurueck. 
Dort angekommen, endet ihre Hilfsbereitschaft noch nicht: ein Junge auf einem Roller wird angesprochen, dann wird Lisa durch Handzeichen auf dessen Sozius verladen und Jonas zum Hinterherfahren angewiesen. Bevor wir all unsere Dankbarkeit ausdruecken koennen, sind unsere Retter schon wieder verschwunden und wir werden von dem Jugendlichen an eine Werstatthuette am Strassenrand gefahren. 
Um 16 Uhr ist unser Motorrad repariert und wir fahren zuegig heim, um zu duschen, etwas zu essen und uns auzuruhen.