Montag, 17. März 2014

Schade, dass sie nicht grün sind !?


Zugegeben, wir haben sie uns anders vorgestellt, die oft fotografierten Reisterassen. Nämlich grüner, so wie man sie auf den meisten Fotos sieht, wenn man sich welche davon anschaut. Aber man muss, wie so oft, einfach nur die richtige Perspektive finden, dann wird aus der braunen eintönigen Landschaft schnell ein kontrastreiches Labyrinth aus Wegen und Spiegelungen, das wunderbar anzuschauen ist. Ob das alles nun in grün besser gewesen wäre, wissen wir nicht. Aber bei den unglaublichen Ausblicken wollen wir uns mal nicht beschweren...




Von Manila aus machen wir uns gleich auf den Weg in den bergigen Norden Luzons. Wir starten unsere Tour in Sagada, wo wir - wie viele andere - die berühmten Särge anschauen wollen. Weil wir hier aber auf mehr Touristen als Einheimische treffen, sind wir froh, auf unserer kleinen Wanderung um den Ort niemandem zu begegnen und schauen uns die Hauptattraktion, die Lumiang-Höhle mit ihren über hundert Särgen früh morgens an, um ein wenig Ruhe zu haben.


die haengenden Saerge im Echo-Valley

eine kleine Hoehlendurchquerung ohne Guide?
klar doch - wofuer gibts Taschenlampen?

gute Laune am Hoehleneingang

Freude uebers Tageslicht
nach einigen Minuten Dunkelheit und Fledermausgeraschel



Einer guten Empfehlung folgend (Danke Wolfgang und Peter!) fahren wir als nächstes nach Maligcong, wo nur wenige Touristen hingehen. Wir bleiben eine Nacht in einem Homestay, was bedeutet, dass man bei einer Familie wohnt und so viel mehr mit den Menschen zu tun bekommt, als im Hotel oder Guesthouse. Wir fühlen uns bei Suzette und Jerome sehr wohl, genießen die Aussicht und machen unglaublich tolle Spaziergänge durch die Reisterassen. Erst waren wir ja etwas enttäuscht, dass wir gerade zu einer Zeit da sind, in der die Terassen matschig braun sind und gar nicht so schön grün, wie wir dachten. Als wir aber gaaanz oben auf den obersten Wällen entlanglaufen, sind wir überglücklich, dass die meisten Terassen einfach leer sind und sich der Himmel in den Wasseroberflächen spiegelt. Unbeschreiblich beeindruckend...




Die vielen Reisfelder werden durch ein kompliziertes
Verteilungssystem bewässert.
Bergbäche werden durch Kanälchen umgeleitet,
kleine Wasserfälle fließen von einer Terasse in die nächste
 und manchmal überbrücken Schläuche längere Distanzen.




Picknickpause









Um von Maligcong nach Batad zu kommen, brauchen wir einen geschlagenen Tag, obwohl die beiden Orte keine 20km Luftlinie auseinanderliegen und man in nicht mal 3,5 Stunden da wäre - wenn man in einem Rutsch durchfahren könnte. Da wir aber knauserig sind, wollen wir kein eigenes Tricycle anheuern (mit dem man eindeutig schneller am Ziel wäre), weil uns das zu teuer ist und weil wir ja eigentlich gerne die öffentlichen Verkehrsmittel benutzen - wie alle Einheimischen auch.
Hier auf den Philippinen bestehen die Öffentlichen meist aus Bussen, Minivans, bunt bemalten Jeepneys (zum Personentransport verlängerte Jeeps) oder eben den Tricycles, die aus Motor- oder Fahrrad und einem allumschließenden Gestell bestehen, in das seitlich vom Zweirad noch Sitzplätze für zwei bis vier Personen eingebaut sind. Meist übersteigt die Anzahl der mitfahrenden Personen in den Tricycles und Jeepneys die für die sie ausgelegt sind bei Weitem, aber das kennen wir ja aus Indien schon gut genug.
Tricycles hält man einfach am Straßenrand an oder wird von den Fahrern angesprochen. Sie sind mit den Rikschas in Indien vergleichbar, aber einfacher zu benutzen, weil die Fahrer unaufdringlicher und ehrlicher sind und die Preisdiskussion meist unnötig ist, da von Anfang an ein angemessener Preis genannt wird. Wie das meiste hier in den Philippinen (wenn man aus Indien kommt), sind sie aber auch verhältnismäßig teuer, weshalb wir sie kaum benutzen. 
Die Jeepneys sind uns viel lieber. Sie haben festgelegte, oft kurze Routen und meist einen festen Preis, der in großen Städten bei 8 Pesos liegt (ca. 12 cent). Die Route und einzelne Haltestellen der jeweiligen Jeepneys stehen seitlich auf dem Fahrzeug und hinter der Windschutzscheibe auf unzähligen kleinen Täfelchen. Mit einem Stadtplan, Geduld und einiger Fragerei kommt man recht genau ans Ziel, auch wenn man dafür manchmal fünf verschiedene Jeepneys und viel Zeit braucht. Man sucht sich also an einer großen Jeepneyhaltestelle eines aus, das grob in die richtige Richtung fährt und hüpft hinten rein. Drin ists oft schon voll, aber wenn man Glück hat, kann man ganz nach vorne direkt hinter den Fahrer sitzen und hat dann eine ganz besondere Position inne: Man bekommt von allen Mitfahrenden das Kleingeld hingestreckt und gibt es nach vorne zum Fahrer durch. Dieser gibt dann während dem Fahren das passende Wechselgeld an einen zurück und man muss es durch die Reihe wieder zur richtigen Person durchgeben. Ein System, das uns fasziniert und super gefällt, wir sind bald schon richtig eingefleischte Fahrgeldsammler und wechseln mit dem gesammelten Münzgeld der Passagiere das von anderen, um dem Fahrer die Arbeit zu erleichtern. 
Will man aussteigen, klopft man laut ans Jeepneydach, dann wird angehalten. Wir fahren meist bis zur Endhaltestelle mit, fragen uns da zum nächsten passenden Jeepney durch und kommen unserem Ziel so schrittweise näher.






Zwischen den Orten im Norden verkehren hauptsächlich Jeepneys. Allerdings sind die Routen hier wesentlich länger, nämlich immer zwischen zwei benachbarten Orten und die Fahrten entsprechend teurer. Zwischen größeren oder touristisch mehr besuchten Orten verkehren mehrere Jeepneys täglich, von kleineren fährt meist aber nur morgens eines raus in die nächstgrößere Stadt und mittags wieder eines zurück, was oft von den Frauen zum Einkaufen genutzt wird. Will man nun von dem einen kleinen Ortschäftchen in das andere und passiert dabei zwei größere Orte, dann wird das mit dem Jeepney erwischen recht schwierig (man muss ja immer auch die Fahrtzeit bedenken) und man sitzt schnell mal ein Weilchen fest. Erschwerend kommt hinzu, dass solche Jeeps zwar oft bestimmte Abfahrtszeiten haben, aber trotzdem erst loslegen, wenn mindestens acht Passagiere da sind, die mitfahren wollen.


auf dem Rückweg von Maligcong werden wir
ohne Widerrede aufs Jeepneydach gesetzt
"Its a great experience! And the view is better!"
Wir können beidem nur zustimmen ;)
Wir genießen unseren Tag in Maligcong, nehmen das letzte Jeepney nach Bontoc mittags um vier, schlafen dort und steigen am nächsten Tag recht früh in eines nach Banaue, um dort das Einzige zu erwischen, das (mittags um drei) nach Batad fährt. Von der Haltestelle am Batad Saddle gehts noch 40 Minuten zu Fuß bergab, bevor man an den ersten Häusern ankommt. Für die Reisenden, die diesen Weg auf sich nehmen, mag diese Abgeschiedenheit von Vorteil sein, trotzdem kommen aber sehr viele Touristen hierher und die Straße wird fleißig ausgebaut und in ein paar Jahren vermutlich bis zum Ort herabreichen.

Da wir bisher überall nur eine Nacht geschlafen haben und die Abhängigkeit von den Jeepneys uns nicht gefällt, beschließen wir, hier die nächsten vier Tage zu bleiben und es ruhig angehen zu lassen. Eine Entscheidung, die wir nicht bereuen. 
Batad unten im Zentrum
und die Siedlungen am Berg gegenueber
- viele Toursitenunterkuenfte liegen dort ganz oben -
Das eigentliche Dörfchen Batad liegt wunderschön wie in einer Schale aus Reisterassen und gibt ein tolles Bild ab. Weil da unten in der Mitte aber nicht viel Platz ist, haben sich der Ort und vor allem die Gästehäuser seitlich am Berg ausgebreitet, wo man einen guten Blick auf die arenaförmigen Terassen hat. Wie alle andern kommen auch wir hier in einem tollen Homestay unter, lernen nette andere Reisende kennen und werden von den Besitzern liebevoll umsorgt. Hier kann man auch in Native Huts übernachten, in den Hütten, in denen auch die Reisbauern früher gelebt haben und die auch heute noch von einigen Familien zum Wohnen genutzt werden. Weil wir nicht soooo viel Geld ausgeben wollen und es uns gut gelegen kommt, die Touristenecke am Berg zu verlassen, suchen wir uns einen wunderschönen (und halb so teuren) Native Hut ganz unten direkt an den Reisterassen, wo wir uns für zwei Tage mehr als wohl fühlen.



Tappiya-Falls direkt bei Batad


wer eine schoene Aussicht haben will,
muss Treppen steigen...
... und davon gibts hier viele
und die Stufen der meisten sind verdammt hoch

unsere Native Huts direkt am Reisfeld
(unten in der Mitte)


die Schaedel "beschuetzen" die Hut-Bewohner







kleine Wanderung nach Cambulo
- einem noch abgeschiedener liegenden Oertchen

Cambulo



Bei dem Satz "Morgen kommen vierzig Studenten hierher, um die Terassen anzuschauen", machen wir nicht gerade Luftspruenge. Da er aber mit den Worten "Sie wollen auch selbst Reis pflanzen und ihr koennt mitmachen, wenn ihr wollt!" weitergeht, strahlen wir wie die kleinen Kinder.
So geniessen wir unseren Tag inmitten der Studenten und lernen dabei auch noch einiges ueber die Geschichte der Region und ihre Einwohner - und natuerlich auch, wie man Reis pflanzt - eine unbezahlbare Erfahrung.


Unter Anleitung einiger Reisbäuerinnen drücken wir
immer drei Pflänzchen zusammen
im richtigen Abstand in den Matsch.


Um von Batad zurück nach Banaue zu kommen, wandern wir früh morgens nach Banga-an, um dort auf der Straße ein Jeepney abzufangen.



Hier wird - wie auf dem Weg zum Batad Saddle - eifrig an der neuen Strasse gebaut und wir kommen an allerlei Geraet, Arbeitern und sogar Dynamitsprengmeistern vorbei.
Nach einem langen Marsch auf der Strasse erbarmt sich ein Lastwagenfahrer und nimmt uns - umsonst ;) - mit nach Banaue.



Banaue nehmen wir aus gutem Grund nur als Zwischenstation
Richtung Manila