Dienstag, 9. Dezember 2014

I wie Interkultureller Austausch




Einen Grossteil der Bekanntschaften machen beim Reisen natuerlich die anderen Traveller aus, denn man trifft sich (manchmal oefter), hat immer ein Gespraechsthema und freudet sich schnell an. Wir haben viele tolle Menschen aus allen moeglichen Laendern kennengelernt, gemeinsam schoene Dinge erlebt, uns gegenseitig motiviert, inspiriert und ausgetauscht. So koennen wir jetzt beispielsweise ein paar Dinge auf Hebraeisch, Daenisch, Italienisch und Schweizerdeutsch sagen und wissen, wie man ein gescheites spanisches Omelette kocht und was alles in ein gutes Karottenbrot rein muss. 





Man lernt aber unterwegs nicht nur andere Reisende kennen, sondern freundet sich auch schnell mal mit Einheimischen an, die man durch seine Unterkunft, beim Abendessen oder einfach auf der Strasse kennenlernt. Es ist immer wieder schoen, laengere Gespraeche mit teilweise Wildfremden zu fuehren, denn man bekommt so viele Eindruecke von anderen Kulturen, Traditionen und Sichtweisen. Viele Leute koennte man umarmen, fuer die wunderbaren Sachen, die sie denken, sagen oder tun und oft spielt es dabei keine Rolle, dass wir alle nicht so gut Englisch sprechen. 
Man erinnert sich gerne an all die Menschen, die man getroffen und von denen man gelernt hat, deswegen wollen wir hier ein paar aufzaehlen :)

In Indien haben uns oefter junge Maenner irgendwohin begleitet, um Englisch sprechen zu lernen. Sie waren superfeundlich, unendlich interessiert und auch mitteilungsbeduerftig, nach einer halben Stunde wusste man ueber gegenseitige Familien- und Bildungsverhaeltnisse Bescheid und konnte sich ueber Zukunftsplaene und Land und Leute unterhalten.
Man weiss natuerlich nie so recht, was die jungen Herren von einem wollen, denn sie lassen sich nur schwer abwimmeln und im Normalfall bedeutet das, dass die betreffende Person einem etwas verkaufen will. Erst wenn bei der Verabschiedung kein "Tip" verlangt wird, kann man sich sicher sein, dass man gerade einfach nur Englischunterricht gegeben hat und nicht von einem vermeintlichen Guide durch die Gegend gefuehrt wurde.




Auf den Andamanen haben wir 10 Tage in Ranjans "Resort" gewohnt, unsere Tage am Strand verbracht und ihm beim Kochen und Werkeln zugeschaut. Danach haben wir niemals mehr einen Menschen getroffen, der so viele druckreife Lebensweisheiten in schoenstem Halbenglisch von sich gegeben hat, wie er. Man haette einfach alle seine Saetze aufschreiben sollen ;)



Im Norden der Philippinen haben wir in Maglicong und Batad tolle Menschen getroffen, die viel ueber ihre Traditionen und die jetzige Situation in ihren Doerfern zu berichten wussten. Hier haben wir zum ersten Mal intensiv ueber das Leben der Menschen hier nachgedacht und wie es waere, wenn nicht die ganzen Weissen gekommen und ihnen Christentum, Englisch, Schulbildung und spaeter einen Haufen Touristen gebracht haetten.


Auf den Philippinen lernten wir am Hafen von Bohol Keishia und Jon-Jon kennen, mit denen wir uns super verstanden und -auf Umwegen- nach Camiguin gelangten, weil keine Faehren mehr fuhren. Dort durften wir dann 4 Tage lang in ihrem Garten zelten und wurden von Familie und Nachbarn wie alte Freunde behandelt. Jeden Tag haben wir zusammen etwas unternommen und gemeinsam zu Abend gegessen, sogar zur Geburtstagsfeier von Jon-Jons Bruder waren wir eingeladen. Es war die einzige Zeit auf der Reise in der wir wirklich in eine Familie aufgenommen wurden und es hat sich wunderbar angefuehlt, so liebe Menschen um sich zu haben. 




Eine besondere Rolle nimmt fuer uns natuerlich Toom ein, der uns oft und gerne aufgenommen und mit einem "Welcome Home!" begruesst hat. Fuer uns war Bangkok (wegen ihm) immer der Knotenpunkt der Reise, zu dem wir dauernd zurueckkehrten, um uns neu zu sortieren und ein bisschen Pause zu machen. Bei ihm fuehlen wir uns wohler als sonst wo in Asien und er ist der beste Freund, den man auf einer langen Reise haben kann. Wir freuen uns schon riesig, ihn bald Daheim zu begruessen, wenn er seine naechste Europareise macht :)



Auf Ko Tarutao lernten wir Katun kennen, die Tochter der Restaurantbesitzer, die gerade Schulferien hatte. Ihr war sehr langweilig und wir hatten auch nicht so sonderlich viel zu tun, also spielten wir viel zusammen und verstaendigten uns ueber Handzeichen und Grimassen. Es war zwar witzig, aber teilweise auch schwierig, so voellig ohne Sprache mit einem Kind umzugehen, noch dazu mit einem so eigenwilligen. 



In Cambodia und Vietnam haben wir ab und zu Menschen getroffen, die sehr gut Deutsch sprechen konnten, weil sie zu DDR-Zeiten in Deutschland waren, um dort eine Ausbildung zu machen oder anderweitig zu arbeiten. Uns wurden viele alte Geschichten erzaaehlt und manchmal sogar Fotos gezeigt, denn die Leute waren hocherfreut ihre Deutschkenntnisse und Erinnerungen wieder auskramen und teilen zu koennen.



Ein wunderbares Erlebnis war es auch, die Familie am Mekong auf Hoehe von Stung Treng kennen zu lernen, die uns Obdach gewaehrte, weil wir nicht mehr ueber die Bruecke fahren konnten. Selten wurden wir mit einer so herzlichen Gastfreundschaft ueberschuettet, durften mit der Familie essen und im Ehebett schlafen. Obwohl niemand wirklich Englisch konnte, haben wir viel mit den Menschen geredet, ihnen mit Hilfe der Fotos von zu Hause erzaehlt und mit Hilfe von Stift un Papier viel ueber ihre Berufe und Familienverhaeltnisse erfahren. 



Oft trifft man liebe Menschen nur sehr kurz, kann kaum mit Ihnen reden oder hat keine Zeit fuer lange Gespraeche. Trotzdem strahlen manche Menschen eine solche Freundlichkeit und Sympathie aus, dass sie selbst nach einem kurzen Moment noch lange in Erinnerung bleiben. So ist das zum Beispiel oft mit Verkaeufern auf dem Markt, Fahrern und Schaffnern im Zug oder anderen Passagieren in Zug, Bus und Boot. 
Hier alle kleinen wunderbaren Geschichten aufzuzaehlen wuerde Stunden dauern :)
unsere Marktmama
aus Sihanoukville



Auf Cat Ba Island in Vietnam kamen wir zufaellig bei einer supersuessen Familie in ihrem noch im Bau befindlichen Guesthouse unter, wo nur die aelteste Tochter Englisch sprechen konnte und fuer uns die Uebersetzerin war. Ihre Eltern waren aber nicht weniger herzig und wir waren selten so traurig, aus einem Guesthouse auszuchecken, wie hier. Staendig wurden wir umsorgt, uns Essen, Trinken, Pfeiffe rauchen oder Schnaps zum probieren angeboten, die Kleine las uns aus ihrem Englisch-Buch vor und alle haben sich so sehr ueber unsere Anwesenheit gefreut, dass man gar nicht ohne ein Laecheln auf den Lippen durchs Haus gehen konnte. 



Weil wir unser Motorrad Sibylle verkaufen mussten, haben wir fuer 2 volle Tage in Hongs Restaurant Tastys gewohnt, denn dort durften wir Sibylle parken und ein Schildchen dazu stellen. Hong half uns lautstark, die Touris zum Motorradkauf zu animieren und wir hatten viel zu reden und zu lachen. Es war sehr interessant, ein Restaurant einmal von dieser Seite zu sehen: Wie schwer es ist, Kunden zu werben ohne ihnen auf die Nerven zu gehen, wie wichtig Stammgaeste sind, was das Wetter ausmacht und wie viel Zeit des Tages man einfach nichts zu tun hat, weil niemand etwas essen moechte. 



In Myanmar meldeten wir uns bei Dhu Zhar zum Kochkurs an, weil sie uns empfohlen wurde und wir so etwas sowieso einmal machen wollten. Selbst gekocht haben wir zwar nicht, aber es war trotzdem super. 
Dhu Zhar hat sich naemlich nach dem Kochen noch stundenlang Zeit zum Reden genommen, wir erfuhren viel ueber ihre Familie, Traditionen im Ort, ihre Arbeit und die Auflagen, die sie dafuer erfuellen musste. Das Tolle an diesen Leuten ist, dass sie -obwohl sie eigentlich Geld an den Touris verdienen- trotzdem noch eine enorme private Neugier verspueren und ganz viel ueber deren Heimatlaender und dortige Gegebenheiten wissen wollen. So erzaehlten wir viel ueber unser Studium, unsere Familien und auch ueber unsere Traditionen und Dialekte, die man woanders nicht kennt.




Auch das Trekking mit Aike Then in der Gegend um Hsipaw war nicht nur zwecks der Landschaft und der Leute eine tolle Sache. Aike Then als Person war der Hauptgrund, warum wir danach so begeistert von der ganzen Sache waren. Pausenlos konnte er Fragen zu Regierung, Armee und den Kaempfen, die in den Begen stattfinden, beantworten und wusste auch viel ueber den skrupellosen Vorgang chinesischer Geschaeftsmaenner an der Grenze zu erzaehlen. Nebenbei schwaermte er noch von seiner Familie, seinem Dorf und den verschiedenen Bergvoelkern und hatte viele witzige Geschichten zu anderen Reisenden parat, denn er war schon mit den Vertretern verschiedenster Nationen in den Bergen unterwegs.



Wir haben noch viele viele andere tolle Menschen getroffen und koennten endlos weitere Geschichten erzaehlen, aber von den anderen gibts keine Fotos und wir muessen jetzt Schlafen gehen - sorry ;)