Montag, 15. Dezember 2014

O wie Orientierung



Um uns in Städten oder auf dem Zweirad zurechtzufinden, nutzen wir hauptsächlich unser Tablet mit GPS. Mit Google Maps oder speziellen Navigations-Apps kann man immer genau sehen, wo man sich befindet und sich dann orientieren. Dazu braucht man kein Internet, denn bei Google Maps kann man die meisten Karten offline speichern und die Apps funktionieren auch ohne. Der Vorteil der Apps ist, dass Tankstellen, manche Hotels und Bushaltestellen angezeigt werden.
Aufm Motorrad war es natürlich besonders praktisch, hier galt immer die Regel: Jonas fährt, Lisa sagt wo lang. Besonders im Stadtgewirr waren wir froh, mit GPS unterwegs zu sein, denn hier gehts oft viel zu schnell, um noch Straßennamen zu lesen und alle zwei Meter anzuhalten und auf der Karte zu studieren, wo man wohl gerade ist. Aber auch mitten im Nirgendwo ist man manchmal glücklicher, selbst zu wissen, wo man abbiegen muss, als sich auf die hilfreichen Asiaten zu verlassen, die einem lieber IRGENDWAS erzählen, als einen mit unbeantworteten Fragen zurückzulassen.
Auch zu Fuss, laesst es sich super mit GPS navigieren, wir mussten uns nirgens einen Stadtplan besorgen und wussten trotzdem immer, wo Hotels, Sehenswuerdigkeiten und Einkaufsmoeglichkeiten zu finden sind.
Im Bus und Zug sieht man immer, wo man ist und wann man aussteigen muss, auch ein unterschaetztes Problem, wenn man gut verstaendliche Durchsagen und beschriftete Haltestellen aus Deutschland gewoehnt ist.
Ausserdem ist es angenehm im Taxi genau zu sehen, wo man hinchauffiert wird. In Manila haben wir unseren Fahrer so dezent darauf hinweisen koennen, dass wir an unserem Hotel schon vorbei gefahren und gerne umkehren und einen direkten Weg fahren wuerden.
Sogar auf dem Wasser hilft GPS: Auf laengeren Fahrten mit der Faehre, kann man abschaetzen, wie lange es noch geht und auch beim Kajakfahren kann es nuetzlich sein. Meist sind aber die kleinen Inseln weder bei GoogleMaps, noch in der Navi-App genau verzeichnet, dann lohnt sich ein Sattelitenbild mehr, auch wenns da keinen GPS-Punkt hat, der einem sagt, wo man sich befindet.

Neben unseren Tabletkarten haben wir auch noch Straßenkarten von allen bereisten Ländern dabei - sind ja schließlich Geografie-Studenten :-)
Die haben wir allerdings eher selten benutzt und meist bloß zur groben Planung mal heraus geholt. Für unterwegs sind sie einfach zu umständlich.
Ausnahme waren die Regenfahrten in Vietnam. Da konnten wir das Tablet noch herausholen und fuhren gezwungenermaßen mit Karte.




Mancherorts navigierten wir auch mit selbstgemalten Karten, mal vom Guesthouse, mal von anderen malfreudigen Travellern. Das war immer besonders toll, denn dann sind die Karten natuerlich besonders auf unsere Beduerfnisse angepasst, zeigen gute Restaurants, den Markt und wichtige Orientierungspunkte.

Karte von Trat  (Thailand) - vom Guesthouse bekommen

selbstgemalte Karte von Lena fuer unseren Aufenthalt in Kampot (Cambodia)


Wenn man Einheimischen eine Karte unter die Nase hält, sind sie vielerorts völlig über fordert. Da muss man wirklich mal die europäischen Bildungssysteme loben, denn in Asien siehts mit Karten Arbeit und Geografie Kenntnissen wirklich mäßig aus.
Wenn man nach dem Weg fragt, zeichnet einem niemand eine Karte auf, sondern schreibt die Ortschaften, die man durchfahren muss in der richtigen Reihenfolge auf, damit man sich von einer zur nächsten durch fragen kann.
Wenn man doch mal ein Kärtchen bekommt, dann kann man die selbst manchmal besser interpretieren, als ihr Hersteller. In Don Det (Laos) wurde uns beim Fahrradverleih eine Karte der Inseln gezeigt, die wir zwar nicht mitnehmen, aber doch wenigstens anschauen durften. Doch jedes mal, wenn wir die Karte "richtig herum" gedreht haben, also so, dass Norden oben war, dann hat unser Fahrradvermieter lauthals "NoNoNo!" gerufen und sie uns wieder aus den Händen gerissen, um sie für uns so hinzuhalten, wie er sie anzuschauen pflegt: Waagerecht, wie der Boden unter uns und dann so hin gedreht, dass wir über die Karte in Luftlinie zu unserem Ziel, dem anderen Ende der Insel, gucken konnten. Er sah dabei jedes mal aus, als ob er penibel genau einen Kompass ausrichten würde und wir mussten am Ende sogar genau so ein Foto von der Karte machen, um sie später "richtig herum" anschauen zu können.
Hier das Kaertchen: Norden ist unten, die Schrift auf dem Kopf,
 aber dafuer gehts geradeaus zum Ziel :)



Als wir Keshia und Jon-Jon in den Philippinen kennen lernten und sie fragten, wo genau sie denn auf Camiguin Island leben würden, antworteten sie mit dem Namen ihrer Stadt, konnten sie aber auf der Karte nicht finden. Das lag nicht daran, dass die Stadt zu klein gewesen wäre oder die Karte sehr kompliziert; Camiguin ist eine nahezu kreisrunde Insel, mit nur einer Ringstraße und Bergen in der Mitte. Nein, es war schlicht und einfach so, dass die beiden noch nie eine Karte der Insel gesehen hatten.